Dienstag, 19. April 2011
Trockenblog
cut, 10:56h
„Ich heiße X. Ich bin Alkoholiker. Ich habe heute nicht getrunken. Mir geht es gut.“
Sagt er. Regelmäßig. Immer wieder. Tag für Tag. Man möchte weinen. Vor Glück. Es gibt keine hoffnungslosen Fälle.
Sagt er. Regelmäßig. Immer wieder. Tag für Tag. Man möchte weinen. Vor Glück. Es gibt keine hoffnungslosen Fälle.
... comment
kreuzbube,
Dienstag, 19. April 2011, 11:24
Doch, gibt es. Leider.
... link
cut,
Dienstag, 19. April 2011, 11:30
Es gibt Leute, die packen es nicht. Das stimmt. 95 Prozent. Aber wer es schafft, und wer nicht, kann man vorher kaum sagen.
... link
kreuzbube,
Dienstag, 19. April 2011, 11:39
Solange jemand noch sagt, ich versuche es, so lange wird das nichts. Dem Versuch ist bereits die Ausrede für das Scheitern immanent.
Ich sollte jedoch präziser sein. Ich glaube, es gibt einen Punkt, ab dem es zu spät ist. Manche Kinder entwickeln dafür einen Expertenblick, weil sie die Entwicklung lange genug aus nächster Nähe mitverfolgen konnten.
Ich sollte jedoch präziser sein. Ich glaube, es gibt einen Punkt, ab dem es zu spät ist. Manche Kinder entwickeln dafür einen Expertenblick, weil sie die Entwicklung lange genug aus nächster Nähe mitverfolgen konnten.
... link
cut,
Dienstag, 19. April 2011, 11:55
Stimmt. Versuch ist kein gutes Wort. Kapitulation ist wohl besser.
Ob es diesen Punkt gibt, ab dem es zu spät ist ... Hm. Vielleicht. Ich bin mir da allerdings nicht sicher (und glaube eher nicht). Abschreiben würde ich vorab aber niemanden.
Ob es diesen Punkt gibt, ab dem es zu spät ist ... Hm. Vielleicht. Ich bin mir da allerdings nicht sicher (und glaube eher nicht). Abschreiben würde ich vorab aber niemanden.
... link
rocky raccoon,
Dienstag, 19. April 2011, 12:48
"Versuchen" ist aber besser als "nicht versuchen". Und zu sagen "ich schaffe es" anstatt "ich versuche es" ist angesichts der Erfolgsquoten wohl eher das Pfeifen im Wald.
... link
kreuzbube,
Dienstag, 19. April 2011, 12:51
"Ich will es." Dann schafft man es vielleicht.
Zum point of no return: Es gibt organische Schäden, die sind nicht mehr umkehrbar. Alkoholbedingte Leberzirrhose ist auch durch Abstinenz nicht mehr heilbar, nur das Fortschreiten der Schädigung wird verlangsamt. Bei Krampfanfällen sterben massenweise Hirnzellen ab. Und wer erst einmal ein Korsakow-Syndrom entwickelt hat, bei dem sind ganze Hirnregionen abgestorben, was mit Gedächtnis- und Orientierungsverlusten einher geht.
Zum point of no return: Es gibt organische Schäden, die sind nicht mehr umkehrbar. Alkoholbedingte Leberzirrhose ist auch durch Abstinenz nicht mehr heilbar, nur das Fortschreiten der Schädigung wird verlangsamt. Bei Krampfanfällen sterben massenweise Hirnzellen ab. Und wer erst einmal ein Korsakow-Syndrom entwickelt hat, bei dem sind ganze Hirnregionen abgestorben, was mit Gedächtnis- und Orientierungsverlusten einher geht.
... link
cut,
Dienstag, 19. April 2011, 13:01
Kapitulation
1. Schritt: Wir gaben zu, dass wir dem Alkohol gegenüber machtlos sind - und unser Leben nicht mehr meistern konnten.
... link
cut,
Dienstag, 19. April 2011, 13:10
@Kreuzbube
O.K. Ist man organisch fertig (Korsakow etc.), dann ist oft nichts mehr zu machen.
... link
cut,
Mittwoch, 20. April 2011, 13:37
Und selbst dann lohnt es noch. XYZ hörte erst Monate vor seinem Tod auf. Körper ruiniert. Der Geist berappelte sich noch. Etwas zumindest. Aber er war froh, sehr froh, es doch noch geschafft zu haben. Wenn auch so spät. Es habe sich gelohnt.
(Nicht selbst erlebt, die Geschichte wurde mir gestern zugetragen. Und Korsakow ist ein anderer Fall. Da ist die Birne platt. Ende und aus.)
(Nicht selbst erlebt, die Geschichte wurde mir gestern zugetragen. Und Korsakow ist ein anderer Fall. Da ist die Birne platt. Ende und aus.)
... link
cassandra_mmviii,
Donnerstag, 21. April 2011, 16:14
Aber er hat aufgehört. Und das ist der Punkt.
Ich traf heute beim Ostereinkauf (Teil1) einen Miteinkaufenden. Ganz unten im Wagen eine Armanda von Flachmännern. Zwei waren dann auf dem Weg zum Auto schon besiegt.
Ich traf heute beim Ostereinkauf (Teil1) einen Miteinkaufenden. Ganz unten im Wagen eine Armanda von Flachmännern. Zwei waren dann auf dem Weg zum Auto schon besiegt.
... link
cut,
Donnerstag, 21. April 2011, 16:58
Ja. Das ist der Punkt. Viele sind am Anfang auch regelrecht euphorisch. Der Wahnsinn hat ein Ende. Das trinken „müssen“ ist vorbei. Und vorsichtig geht es bei ihnen zurück in ein „menschliches“ Leben. Fantastisch. Trocken bleiben. Das ist dann allerdings die eigentliche Herausforderung.
Diese Flachmänner sind auch ein guter Alki-Indikator. Lassen sich gut verstecken und mitnehmen. Knallen zudem gut, da es meist hochprozentiger Fusel ist.
Diese Flachmänner sind auch ein guter Alki-Indikator. Lassen sich gut verstecken und mitnehmen. Knallen zudem gut, da es meist hochprozentiger Fusel ist.
... link
cassandra_mmviii,
Donnerstag, 21. April 2011, 20:04
kosten auch nicht die Welt. Obwohl ich mich angesichts dieser Mengen fragte, ob sich das rechnet oder die grosse Flasche nicht billiger kommt.
Aber grosse Flaschen lassen sich wohl nicht so nebenbei wegschwupsen. Eine nach dem Bezahlen auf dem Weg nach draussen, gut das neben der Tür ein Mülleimer ist.Und eine beim Wagen-wegbringen.
Aber grosse Flaschen lassen sich wohl nicht so nebenbei wegschwupsen. Eine nach dem Bezahlen auf dem Weg nach draussen, gut das neben der Tür ein Mülleimer ist.Und eine beim Wagen-wegbringen.
... link
cut,
Donnerstag, 21. April 2011, 23:22
Rechnen tut sich das nicht. Die Familienpulle kommt sicher günstiger. Aber eine der wichtigsten Alki-Maximen ist ja „Lügen, Täuschen & Tarnen“. Und da sind die Dinger unschlagbar. Gut geeignet für Akten- und Jakentaschen. Runter damit auf dem Firmenklo. Zudem auch noch leicht entsorgt.
Wo ich gerade bei der Entsorgung bin. Die Frage der Altglasentsorgung im Alkoholikerhaushalt sollte man nicht unterschätzen. Wer da nicht (mehr) zu logistischen Meisterleistungen taugt, der geht ganz schnell in einem Flaschenmeer unter.
Ist dann irgendwann alles egal, spielen die geschilderten Überlegungen natürlich keine Rolle mehr. Gepflegt und mit Stil säuft sich kaum einer kaputt.
Wo ich gerade bei der Entsorgung bin. Die Frage der Altglasentsorgung im Alkoholikerhaushalt sollte man nicht unterschätzen. Wer da nicht (mehr) zu logistischen Meisterleistungen taugt, der geht ganz schnell in einem Flaschenmeer unter.
Ist dann irgendwann alles egal, spielen die geschilderten Überlegungen natürlich keine Rolle mehr. Gepflegt und mit Stil säuft sich kaum einer kaputt.
... link
cassandra_mmviii,
Freitag, 22. April 2011, 08:04
Meine ehemals beste Freundin säuft sich kaputt bzw hat es geschafft. Weiss ich nicht genau. Mit Wein in Tetrapacks hat sie zumindest angefangen. Die entsorgen sich relativ einfach.
Kontakt komplett abgebrochen, zum Schluss hat sie mich nichtmal mehr gegrüsst wenn wir uns zufällig gesehen haben. Aber sie hat auch nicht mehr die Strassenseite gewechselt. War wohl zu viel Aufwand.
Das war für meinen Entschluss, keinen Alkohol mehr zu trinken, nicht ganz unwichtig.
Dazu der (mit Verlaub) Suffkopp aus der Nachbarwohnung. Einmal durch's Treppenhaus gegangen wenn er da war hat gereicht, um am nächsten Morgen Aspirin und Salzgurken zu brauchen. Bzw -ich war schwanger- sich die Seele aus dem Leib zu kotzen.
Bei dem war die Altglasentsorgung relativ einfach-seine Frau nahm die Flaschen morgens mit wenn sie zur Arbeit fuhr. Sehr fürsorglich. Da war "TTT" wohl nicht mehr so wichtig.
Von daher haben Leute,die den Absprung schaffen, meinen vollen Respekt.
Kontakt komplett abgebrochen, zum Schluss hat sie mich nichtmal mehr gegrüsst wenn wir uns zufällig gesehen haben. Aber sie hat auch nicht mehr die Strassenseite gewechselt. War wohl zu viel Aufwand.
Das war für meinen Entschluss, keinen Alkohol mehr zu trinken, nicht ganz unwichtig.
Dazu der (mit Verlaub) Suffkopp aus der Nachbarwohnung. Einmal durch's Treppenhaus gegangen wenn er da war hat gereicht, um am nächsten Morgen Aspirin und Salzgurken zu brauchen. Bzw -ich war schwanger- sich die Seele aus dem Leib zu kotzen.
Bei dem war die Altglasentsorgung relativ einfach-seine Frau nahm die Flaschen morgens mit wenn sie zur Arbeit fuhr. Sehr fürsorglich. Da war "TTT" wohl nicht mehr so wichtig.
Von daher haben Leute,die den Absprung schaffen, meinen vollen Respekt.
... link
cut,
Freitag, 22. April 2011, 11:15
Wein im Tetrapack ist beliebt. Zwar relativ wenig Umdrehungen, aber billig. Die Menge muss es dann machen. Preis-/Leistungsverhältnis unübertroffen (Alkoholgehalt : Menge x Preis = Knallfaktor, oder so).
Der Abbruch soziale Kontakte (nicht mehr Grüßen ...) ist auch so ein Alki-Phänomen. Am Ende dreht sich fast alles nur noch um das Saufen. Saufen. Saufen ... Und die fürsorgliche Partnerin („Schatz, trink doch nicht so viel") ist ein Klassiker. Co-Abhängigkeit. Alkoholismus als Familienkrankheit.
Rauskommen aus dem Suff ist nicht leicht. Oft, bei den wenigen, die es schaffen, erfolgt der Absprung nach einem, nach dem einen, persönlichen Tiefpunkt. Absprung im Sinne von Kapitulation und Neuanfang. Die beliebtesten Alternativen sind aber unverändert verbluten & verblöden. Verbluten kann man auch nach dem verblöden. Umgekehrt ist schwieriger.
Der Abbruch soziale Kontakte (nicht mehr Grüßen ...) ist auch so ein Alki-Phänomen. Am Ende dreht sich fast alles nur noch um das Saufen. Saufen. Saufen ... Und die fürsorgliche Partnerin („Schatz, trink doch nicht so viel") ist ein Klassiker. Co-Abhängigkeit. Alkoholismus als Familienkrankheit.
Rauskommen aus dem Suff ist nicht leicht. Oft, bei den wenigen, die es schaffen, erfolgt der Absprung nach einem, nach dem einen, persönlichen Tiefpunkt. Absprung im Sinne von Kapitulation und Neuanfang. Die beliebtesten Alternativen sind aber unverändert verbluten & verblöden. Verbluten kann man auch nach dem verblöden. Umgekehrt ist schwieriger.
... link
cassandra_mmviii,
Freitag, 22. April 2011, 12:06
umgekehrt dürfte eine echte Herausforderung sein.
Wein imTetrapack könnte noch einen Vorteil haben: man sieht die leeren Flaschen nicht so. Das hilft bei der Selbsttäuschung.
Für mich war der Tiefpunkt als ich sie am frühen Morgen beim Einkaufen traf. Ich halte Grosseinkauf mit Kindern für eine der Höchststrafen, also bin ich morgens los als geliebter Ehegatte noch zu Hause war.
Es war ein netter Sommermorgen. Ich trug T-Shirt und Sandalen, sie eine uralte Winterjacke (die ich noch kannte, die hatte sie immer ganz schrecklich gefunden, war aber warm), Turnschuhe ohne Socken, ungewaschene Haare, Zucken im Gesicht. Direkt nach dem Reinkommen imSchlangengang zum Wein, dann direkt zur Kasse, auch mit leichten Schlenckern. Es war ihr ziemlich egal, dass ich sie sah. Groschen und Centstücke abzählen, gehen.
da fehlte wohl schon die Maske, zumindest noch die Alibipackung Mortadella zu kaufen. Oder das Geld dafür. Suff ist ein teures "Hobby".
Wein imTetrapack könnte noch einen Vorteil haben: man sieht die leeren Flaschen nicht so. Das hilft bei der Selbsttäuschung.
Für mich war der Tiefpunkt als ich sie am frühen Morgen beim Einkaufen traf. Ich halte Grosseinkauf mit Kindern für eine der Höchststrafen, also bin ich morgens los als geliebter Ehegatte noch zu Hause war.
Es war ein netter Sommermorgen. Ich trug T-Shirt und Sandalen, sie eine uralte Winterjacke (die ich noch kannte, die hatte sie immer ganz schrecklich gefunden, war aber warm), Turnschuhe ohne Socken, ungewaschene Haare, Zucken im Gesicht. Direkt nach dem Reinkommen imSchlangengang zum Wein, dann direkt zur Kasse, auch mit leichten Schlenckern. Es war ihr ziemlich egal, dass ich sie sah. Groschen und Centstücke abzählen, gehen.
da fehlte wohl schon die Maske, zumindest noch die Alibipackung Mortadella zu kaufen. Oder das Geld dafür. Suff ist ein teures "Hobby".
... link
cut,
Freitag, 22. April 2011, 12:25
Tiefpunkt
Angst ist für den Betroffenen oft nicht schlecht. Wer dann doch noch nicht abkratzen will, erlebt das bisweilen als Tiefpunkt (Verwahrlosung, Krankheit, Krankenhaus usw.). Nichthilfe ist in dem Zusammenhang auch eine Überlegung wert. Der betüttelte Alki, bei dem es noch so halbwegs läuft, der säuft gerne weiter. Der Point of Return kann aber ganz unterschiedlich aussehen. Mensch muss es nur subjektiv so empfinden.
... link
cassandra_mmviii,
Freitag, 22. April 2011, 12:34
Meine eigene Suchtproblematik liegt woanders, aber für mich war die "Gier nach Leben" der Punkt an dem ich gesagt habe: es langt, ich höre auf.
Ist echt kein Leben wenn du nur noch dadran denkst, wie du Essen vermeiden kannst. Und dir einredest, alle hielten dich für total gesund. Tut nämlich keiner. Man selbst ist der letzte der was merkt.
Ist echt kein Leben wenn du nur noch dadran denkst, wie du Essen vermeiden kannst. Und dir einredest, alle hielten dich für total gesund. Tut nämlich keiner. Man selbst ist der letzte der was merkt.
... link
cut,
Samstag, 23. April 2011, 01:40
Hört sich ja immer etwas dramatisch an. Aber es ist eine Entscheidung für das Leben. Denke ich auch. Suff/Sucht unterbinden jede Entwicklung.
... link
... comment