Freitag, 1. März 2013
Natur und Wissenschaft
cut, 12:59h
Die gleichnamige Mittwochsbeilage der FAZ lege ich mir ja gerne weg. Um sie in Ruhe zu lesen. Daher dauert es dann immer eine Weile, bis ich etwas mitbekomme. Sehr lange teilweise. Manchmal geht es aber auch relativ fix. Und so habe ich gestern einen Artikel vom 16. Januar gelesen: Johann Hinrich Claussen, Von Autorität und Aufklärung, Der Briefwechsel Adolf von Harnacks und Erik Petersons illustriert die zwei Pole des christlichen Glaubens, FAZ, Natur und Wissenschaft, 16. Januar 2013, Seite N4.
Der Autor und die beiden genannten Briefschreiber waren und sind mir vollkommen unbekannt. Theologe oder Religionssoziologe bin ich auch nicht. Der skizzierte Gedankengang scheint mir aber verblüffend simpel, plausibel und überzeugend. Wenn ich auf dem Holzweg bin, lasse ich mich natürlich auch vom Gegenteil überzeugen. Vielleicht kennt sich ja wer mit der Materie richtig aus. Wie auch immer. Darum ging es:
Harnack sei seinerzeit einer der wesentlichen protestantischen Denker gewesen, Peterson war weniger wichtig, zudem ist er später zum Katholizismus konvertiert. In dem Briefwechsel (ab 1928) der beiden Herren werden zwei Ansätze herausgearbeitet, die sich für den Theologen in der Moderne bieten würden. Peterson habe dabei maßgeblichen Einfluss bis heute, insbesondere auch auf den soeben zurückgetretenen Papst.
Beide seien der Auffassung gewesen, für den modernen Theologen bestünden grundsätzlich nur zwei Alternativen: aufgeklärter Protestantismus oder autoritätsorientierte katholische Kirche. Individuelle Aneignung oder Orientierung am Lehramt, freier Zusammenschluss oder mit Autorität ausgestattete Kirche. Der entscheidende Punkt für Harnack sei folgender: innere Autorität der Gewissensentscheidung oder äußere Autorität der Kirche. Damit stellt er auch eine Nähe vom Protestantismus zur autoritätskritischen Aufklärung her. Die damit verbundene Unabgeschlossenheit könne aber auch als Anfechtung erlebt werden. Und damit bleibe, gerade in der Moderne, die katholische Option attraktiv.
Hier kommt Peterson ins Spiel: „Es gibt kein Wesen des Christentums. Es gibt eine Kirche, es gibt Dogmen, Sakramente. Nach dem Wesen des Christentum fragen heißt , das Christentum zu einer subjektiven Ansicht zu machen.“ Die Alternative dazu sei die katholische Kirche. Diese stelle am konsequentesten eine objektive Autorität vor.
Und diesen Gedanken Petersons habe auch der Papst übernommen.
Tja, simpel und in meinen Augen plausibel. Aber wie gesagt, ich bin da kein Experte. Falls ich etwas falsch verstanden habe, kann man mich gerne korrigieren.
Der Autor und die beiden genannten Briefschreiber waren und sind mir vollkommen unbekannt. Theologe oder Religionssoziologe bin ich auch nicht. Der skizzierte Gedankengang scheint mir aber verblüffend simpel, plausibel und überzeugend. Wenn ich auf dem Holzweg bin, lasse ich mich natürlich auch vom Gegenteil überzeugen. Vielleicht kennt sich ja wer mit der Materie richtig aus. Wie auch immer. Darum ging es:
Harnack sei seinerzeit einer der wesentlichen protestantischen Denker gewesen, Peterson war weniger wichtig, zudem ist er später zum Katholizismus konvertiert. In dem Briefwechsel (ab 1928) der beiden Herren werden zwei Ansätze herausgearbeitet, die sich für den Theologen in der Moderne bieten würden. Peterson habe dabei maßgeblichen Einfluss bis heute, insbesondere auch auf den soeben zurückgetretenen Papst.
Beide seien der Auffassung gewesen, für den modernen Theologen bestünden grundsätzlich nur zwei Alternativen: aufgeklärter Protestantismus oder autoritätsorientierte katholische Kirche. Individuelle Aneignung oder Orientierung am Lehramt, freier Zusammenschluss oder mit Autorität ausgestattete Kirche. Der entscheidende Punkt für Harnack sei folgender: innere Autorität der Gewissensentscheidung oder äußere Autorität der Kirche. Damit stellt er auch eine Nähe vom Protestantismus zur autoritätskritischen Aufklärung her. Die damit verbundene Unabgeschlossenheit könne aber auch als Anfechtung erlebt werden. Und damit bleibe, gerade in der Moderne, die katholische Option attraktiv.
Hier kommt Peterson ins Spiel: „Es gibt kein Wesen des Christentums. Es gibt eine Kirche, es gibt Dogmen, Sakramente. Nach dem Wesen des Christentum fragen heißt , das Christentum zu einer subjektiven Ansicht zu machen.“ Die Alternative dazu sei die katholische Kirche. Diese stelle am konsequentesten eine objektive Autorität vor.
Und diesen Gedanken Petersons habe auch der Papst übernommen.
Tja, simpel und in meinen Augen plausibel. Aber wie gesagt, ich bin da kein Experte. Falls ich etwas falsch verstanden habe, kann man mich gerne korrigieren.
... comment
rocky raccoon,
Freitag, 1. März 2013, 13:19
Verblüffend einfach und schlüssig ist mir das aber nicht. Ich finde auch nicht, dass die kath. Kirche (schon gar nicht im aktuellen Zustand) eine objektive Authorität ist. Das behauptete ja nicht einmal der Papst von sich selbst: Unfehlbar ist er ja nur, wenn er "ex cathedra" spricht, was aber nur alle Jahrhunderte mal vorkommt. Und Pius 12 (der Papst, der geschwiegen hat) hat ja auf dem Totenbett seine Fehlbarkeit noch bedauert.
... link
cut,
Freitag, 1. März 2013, 13:31
Objektivität, Autorität, Dogma oder Lehramt bedeutet hier nicht Wahrheit. Das darf man, glaube ich, nicht vermischen.
... link
... comment
mark793,
Freitag, 1. März 2013, 13:32
Klingt für mich als Laien ziemlich plausibel. Tatsächlich weiß ich von einem protestantischen Pfarrer, der das Fehlen universal gültiger Normen und Traditionen jenseits der protestantischen Prinzipien sola scriptura etc. irgendwann als so defizitär erlebt hatte, dass er konvertierte - gewissermaßen, um festen Boden unter die Füße zu bekommen.
Für mich hingegen, der ich in diesem katholischen Zwangskorsett und mit der ganzen Last der bibelfernen kircheneigenen Tradition aufgewachsen bin, ging das Erwachsenwerden mit dem Abkoppeln aus diesem einengenden Borg-Kollektiv einher. Aber wer die GeBORGenheit, die damit verbunden sein kann, nie erlebt hat, wird das womöglich durchaus zu recht vermissen und als erstrebenswert erachten.
Für mich hingegen, der ich in diesem katholischen Zwangskorsett und mit der ganzen Last der bibelfernen kircheneigenen Tradition aufgewachsen bin, ging das Erwachsenwerden mit dem Abkoppeln aus diesem einengenden Borg-Kollektiv einher. Aber wer die GeBORGenheit, die damit verbunden sein kann, nie erlebt hat, wird das womöglich durchaus zu recht vermissen und als erstrebenswert erachten.
... link
rocky raccoon,
Freitag, 1. März 2013, 13:42
Wenn ich ein Zwangskorsett brauche, gäbe es einige Möglichkeiten. Da ist die kath. Kirche ja nicht konkurrenzlos.
... link
cut,
Freitag, 1. März 2013, 20:01
Zwangskorsett
Das hört sich doch gleich so negativ an. Man könnte ja auch sagen: Ein Rahmen, der Orientierung bietet.
Individuelle Aneignung oder Orientierung am Lehramt statt Beliebigkeit und Zwangskorsett! ;-)
Individuelle Aneignung oder Orientierung am Lehramt statt Beliebigkeit und Zwangskorsett! ;-)
... link
... comment