Montag, 15. April 2013
Trockenblog: Die neue Zeit
cut, 11:36h
Gesoffen wird ja immer. Auch in der Jugend. Klar. An Nachwuchs für Selbsthilfegruppen in Sachen trockener Existenz mangelt es daher nicht. Eigentlich. Aber andererseits, ich sagte es schon, scheinen die einschlägigen, oft doch etwas muffigen Altherrenrunden nicht unbedingt attraktiv für jüngere Semester (und Frauen) zu sein.
Zudem wird wohl auch der Typ des klassischen Alkis rar. Also die Sorte, die sich auf das Saufen spezialisiert hat und auch dabei bleibt. Multipler Substanzgebrauch, Stichwort Polytoxikomanie, scheint fast der Normalfall zu werden. Zumindest in meinen nicht repräsentativen Augen.
Vielleicht auch ein Anknüpfungspunkt, um bestehende Hilfsangebote zu überdenken. Sicher bin ich mir da aber nicht. Wie immer in solchen Fällen. Was, nebenbei bemerkt, kein Wunder ist. Erstaunlich ist ja, wie viel auf diesem Gebiet im Blindlug geschieht. Der eine sagt so, der andere dagegen so. Mal funktioniert es. Mal funktioniert es nicht. Warum? Weiß kein Mensch. Ich persönlich tendiere daher ja immer mehr zu diesen ganz simplen Sprüchen: „Heute nicht“ etwa. Oder, für den Säufer: „Lass das erste Glas stehen“. Simpel und effektiv. Scheint mir. Aber was weiß ich schon.
Zudem wird wohl auch der Typ des klassischen Alkis rar. Also die Sorte, die sich auf das Saufen spezialisiert hat und auch dabei bleibt. Multipler Substanzgebrauch, Stichwort Polytoxikomanie, scheint fast der Normalfall zu werden. Zumindest in meinen nicht repräsentativen Augen.
Vielleicht auch ein Anknüpfungspunkt, um bestehende Hilfsangebote zu überdenken. Sicher bin ich mir da aber nicht. Wie immer in solchen Fällen. Was, nebenbei bemerkt, kein Wunder ist. Erstaunlich ist ja, wie viel auf diesem Gebiet im Blindlug geschieht. Der eine sagt so, der andere dagegen so. Mal funktioniert es. Mal funktioniert es nicht. Warum? Weiß kein Mensch. Ich persönlich tendiere daher ja immer mehr zu diesen ganz simplen Sprüchen: „Heute nicht“ etwa. Oder, für den Säufer: „Lass das erste Glas stehen“. Simpel und effektiv. Scheint mir. Aber was weiß ich schon.
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monnemer,
Montag, 15. April 2013, 12:52
Man weiß ja so wenig.
Im Gegensatz zur Jugend, die (so sie denn überhaupt auftaucht) schon alles eingeworfen, geschnupft, gespritzt und gesoffen hat und deswegen auch alles weiß.
Vielleicht kommen die dann später wieder, in 20 Jahren oder so.
Aber das weiß ich natürlich nicht. Überdacht wird viel und somit wird auch viel im Nebel gestochert;-)
Im Gegensatz zur Jugend, die (so sie denn überhaupt auftaucht) schon alles eingeworfen, geschnupft, gespritzt und gesoffen hat und deswegen auch alles weiß.
Vielleicht kommen die dann später wieder, in 20 Jahren oder so.
Aber das weiß ich natürlich nicht. Überdacht wird viel und somit wird auch viel im Nebel gestochert;-)
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cassandra_mmviii,
Montag, 15. April 2013, 13:19
Vielleicht ist das ein Weg:
verschiedene Menschen haben verschiedene Bedürfnisse und brauchen damit auch verschiedene Ansätze.
verschiedene Menschen haben verschiedene Bedürfnisse und brauchen damit auch verschiedene Ansätze.
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mark793,
Montag, 15. April 2013, 15:30
Das klingt gut, andererseits steht dem auch nicht zwingend entgegen, übergeordnete Ansätze in der Suchtforschung und -Bekämpfung zu verfolgen. Zumal es Hinweise darauf gibt, dass nicht wenige Personen, die sich erfolgreich die eine Sucht vom Hals geschafft haben, plötzlich mit anderen Süchten kämpfen.
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cut,
Dienstag, 16. April 2013, 00:27
Klingt gut. Stimmt. Und ist wohl auch richtig (aber was das wieder kostet!). Der Einwand von Herrn Mark ist aber auch berechtigt. Naja. Wichtig ist es ja schon einmal, überhaupt was zu tun. Irgendwie, so ein bisschen, nützt es dann bisweilen ja doch. Egal, was man da gerade macht. Alles stark durch die Praxis getrieben. Aber richtig befriedigend ist das nicht (und die Rückfallquoten sind ja ebenfalls nicht gerade niedrig). So poppte vor einigen Monaten ja wieder das Thema kontrolliertes Trinken (Konsumreduktion) auf. Für einige (mich auch) grober Unsinn. Andere sehen darin mal wieder eine Option. Man weiß ja so wenig. Herr Monnemer hat leider auch recht.
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vert,
Dienstag, 16. April 2013, 17:43
"Mit Anstand saufen"
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cassandra_mmviii,
Dienstag, 23. April 2013, 19:59
ich hörte heute was...
eine Freundin erzählte von einem Bekannten, der deutlich zu viel säuft, wie sie fand.
Er sagte ihr, daß er säuft und verdammt stolz drauf ist.
Sie gab ihrer mangelnden Begeisterung Ausdruck.
"Ey, ich war 10 Jahre lang an der Nadel. Da ist Saufen ein Fortschritt"
Er sagte ihr, daß er säuft und verdammt stolz drauf ist.
Sie gab ihrer mangelnden Begeisterung Ausdruck.
"Ey, ich war 10 Jahre lang an der Nadel. Da ist Saufen ein Fortschritt"
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cut,
Dienstag, 23. April 2013, 20:12
Haha. Ein sehr zweifelhafter Fortschritt. Aber auf die Geschichten von jemandem, der so viele Jahre drauf ist, auf was auch immer, würde ich eh nicht viel geben. Sich selber in die Tasche lügen und anderen was vormachen gehen da Hand in Hand.
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cassandra_mmviii,
Dienstag, 23. April 2013, 20:44
Bei Heroin ist (ich habe da definitiv keine Erfahrungen) das Problem anscheinend, daß man die Sucht in den meisten Fällen nur substituiert.
Vorteil: man gerät nicht fast automatisch mit dem Gesetz in Konflikt, was einen neuen Rattenschwanz an Ärger mit sich bringt.
Nachteil: kaputt ist kaputt, egal wie die Droge nun hieß.
Besser, die Pfoten gleich davon zu lassen.
Wir kamen drauf, weil ein Linksparteiler die überaus seltsame Forderung stellte, alle Drogen zu legalisieren und das wir das beide für Blödsinn halten.
Vorteil: man gerät nicht fast automatisch mit dem Gesetz in Konflikt, was einen neuen Rattenschwanz an Ärger mit sich bringt.
Nachteil: kaputt ist kaputt, egal wie die Droge nun hieß.
Besser, die Pfoten gleich davon zu lassen.
Wir kamen drauf, weil ein Linksparteiler die überaus seltsame Forderung stellte, alle Drogen zu legalisieren und das wir das beide für Blödsinn halten.
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cut,
Donnerstag, 25. April 2013, 10:58
Mit Heroin kenne ich mich auch nicht aus. Kenne nur ein paar Leute von NA (Narcotics Anonymous). Schien mir immer, es läuft da so ähnlich wie bei den Alkis (deren 12-Schritte-Programm (NA) orientiert sich ja auch an dem von AA).
Aber wie auch immer. Diese ganzen Fragen Rund um Prävention, Verbote, Kriminalisierung, Beschaffungskriminalität usw. sind für meine Augen höchst undurchsichtig. So lange es Menschen gibt, wird wahrscheinlich auch mit irgendwelchen Substanzen gezaubert. Danach wird es dann kompliziert. Klar scheint mir nur, wer ein Problem hat, ist mit einer Selbsthilfegruppe gut bedient. Viel mehr weiß ich ansonsten auch nicht.
Aber wie auch immer. Diese ganzen Fragen Rund um Prävention, Verbote, Kriminalisierung, Beschaffungskriminalität usw. sind für meine Augen höchst undurchsichtig. So lange es Menschen gibt, wird wahrscheinlich auch mit irgendwelchen Substanzen gezaubert. Danach wird es dann kompliziert. Klar scheint mir nur, wer ein Problem hat, ist mit einer Selbsthilfegruppe gut bedient. Viel mehr weiß ich ansonsten auch nicht.
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kreuzbube,
Donnerstag, 25. April 2013, 11:35
Alle verteufelt schwierig. Man muss das versuchen, nüchtern zu betrachten, um mal auf diesen Begriff zurückzugreifen. Das Verbot der Drogen führt ja nun auch nicht gerade dazu, dass es keine gebe. Ob hierzulande oder andernorts, auf anderen Kontinenten, da wird trotz des Kampfs gegen Drogen, trotz des Kriegs gegen Drogen, die Bevölkerung nach Belieben versorgt. Nur eben mit der Folge, dass die Beschaffungskriminalität zwangsläufig dazu kommt. Auch hierzulande ist bei einem großen Teil der Inhaftierten der Verstoß gegen das BtMG mit im Spiel. Der "Krieg gegen die Drogen" in den USA hat nur dazu geführt, dass dort mittlerweile jeder zweite Gefängnisinsasse wegen Drogendelikten einsitzt.
Mal ein klitzekleines Beispiel von einem ehemaligen Schulkameraden, der Junkie war. Hat Entzug gemacht, war auf gutem Wege, begann, einen Schulabschluss nachzuholen - und der frühere Dealer hat dann an der Tür geklingelt. Mit Stoff in der Hand. Als Gewerbetreibender betreibt man Kundenpflege und lässt sich Umsatz und Gewinn nicht gerne schmälern.
Das ist der Gedanke, der hinter der Forderung nach Legalisierung steckt. Legalisierung und kontrollierte Abgabe, damit der Drogenmarkt nicht mehr verdient.
Andererseits weiß ich nicht, wie das bei jenen Drogen funktionieren soll, die es sowieso schon spottbillig gibt, wie derzeit bei Crystal.
Und noch viel weniger weiß ich nicht, ob nicht jeder Mensch das Recht haben sollte, sein Leben zu ruinieren.
Mal ein klitzekleines Beispiel von einem ehemaligen Schulkameraden, der Junkie war. Hat Entzug gemacht, war auf gutem Wege, begann, einen Schulabschluss nachzuholen - und der frühere Dealer hat dann an der Tür geklingelt. Mit Stoff in der Hand. Als Gewerbetreibender betreibt man Kundenpflege und lässt sich Umsatz und Gewinn nicht gerne schmälern.
Das ist der Gedanke, der hinter der Forderung nach Legalisierung steckt. Legalisierung und kontrollierte Abgabe, damit der Drogenmarkt nicht mehr verdient.
Andererseits weiß ich nicht, wie das bei jenen Drogen funktionieren soll, die es sowieso schon spottbillig gibt, wie derzeit bei Crystal.
Und noch viel weniger weiß ich nicht, ob nicht jeder Mensch das Recht haben sollte, sein Leben zu ruinieren.
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txxx666,
Donnerstag, 25. April 2013, 14:59
Alles legalisieren ist bei nüchterner(!) Betrachtung der einzige Weg, die immensen Gewinne im Drogenhandel (und das Elend der Beschaffungskriminalität, die vermeidbaren Toten durch versehentliche Überdosierung, giftige Streckmittel usw.) zu beseitigen.
Ob dann mehr Leute als vorher süchtig würden, bliebe abzuwarten - aber dass Verbote nicht funktionieren, hat ja schon die Prohibition in den USA und den 1920ern gezeigt (und Gorbatschows Anti-Alk-Kampagne Mitte der 1980er, die auch nur zur Entstehung von Oligarchien und letztlich zum Zusammenbruch der SU geführt hat, was ich persönlich auch nicht unbedingt als Fortschritt bezeichnen würde).
Ob dann mehr Leute als vorher süchtig würden, bliebe abzuwarten - aber dass Verbote nicht funktionieren, hat ja schon die Prohibition in den USA und den 1920ern gezeigt (und Gorbatschows Anti-Alk-Kampagne Mitte der 1980er, die auch nur zur Entstehung von Oligarchien und letztlich zum Zusammenbruch der SU geführt hat, was ich persönlich auch nicht unbedingt als Fortschritt bezeichnen würde).
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cassandra_mmviii,
Donnerstag, 25. April 2013, 17:36
Grundsätzlich sollte jeder Mensch das Recht haben, sich das Leben zu ruinieren. Er sollte nur reif genug sein, um zu begreifen, was er tut. Eine völlige Legalisierung hieße, daß Droge X ohne Einschränkung verkauft werden darf (so gesehen sind auch Alkohol&Co nicht völlig legal) und das halte ich für eine dumme Idee. Zumindest alt genug sollte man sein.
Ich habe gewisse Schwierigkeiten, mir die Narco-Kartelle als Geschäftspartner mit Steuernummer der deutschen Handelsketten vorzustellen, aber das heißt ja nichts.
Gestreckt würde das Zeug weiter- Stichwort Fleischskandal.
Tote würde es auch weiter geben- es saufen sich ja auch Leute tot, sowohl akut (Alkoholvergiftung) als auch chronisch (Alkoholismus).
Ein Problem bei den "legalen" Drogen ist die ständige Verfügbarkeit, mal eben den Stoff beim Einkaufen neben die Tomaten packen. das will wohl keiner mit Heroin, Crystal&Co.
Ich habe gewisse Schwierigkeiten, mir die Narco-Kartelle als Geschäftspartner mit Steuernummer der deutschen Handelsketten vorzustellen, aber das heißt ja nichts.
Gestreckt würde das Zeug weiter- Stichwort Fleischskandal.
Tote würde es auch weiter geben- es saufen sich ja auch Leute tot, sowohl akut (Alkoholvergiftung) als auch chronisch (Alkoholismus).
Ein Problem bei den "legalen" Drogen ist die ständige Verfügbarkeit, mal eben den Stoff beim Einkaufen neben die Tomaten packen. das will wohl keiner mit Heroin, Crystal&Co.
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cut,
Donnerstag, 25. April 2013, 20:31
Herr Kreuzbube sagt es. Alles verteufelt schwierig. Vor- und Nachteile überall. Und ich habe auf die vielen Fragen ganz sicher keine schlüssige Antwort.
Frau Cassandras letzte Punkt, die permanente und leichte Verfügbarkeit, ist für Alkis auf dem Weg in ein trockenes Leben aber schon ein Problem. Wenn das Zeug nicht überall massenhaft wäre, blieben sie vermutlich von ein paar Rückfällen verschont.
Frau Cassandras letzte Punkt, die permanente und leichte Verfügbarkeit, ist für Alkis auf dem Weg in ein trockenes Leben aber schon ein Problem. Wenn das Zeug nicht überall massenhaft wäre, blieben sie vermutlich von ein paar Rückfällen verschont.
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