Freitag, 21. Februar 2014
Hausaufgaben
cut, 18:21h
"Eine politische und soziale Massenbewegung der Arbeiterklasse gegen das Kapital, seine Parteien und seine Regierungen. Aufgabe ist nicht die Reform des Kapitalismus, sondern der Kampf für seinen Sturz."
Bleibt noch ein bisschen was zu tun. Aber dafür ist man dann ja doch noch jung genug. Das wird schon.
Bleibt noch ein bisschen was zu tun. Aber dafür ist man dann ja doch noch jung genug. Das wird schon.
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don ferrando,
Freitag, 21. Februar 2014, 20:32
Wird wohl mangels Arbeiterklasse ausfallen müssen!
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cut,
Freitag, 21. Februar 2014, 20:41
Höchstens wegen mangelndem Klassenbewusstsein. Aber dessen Entwicklung gehört natürlich zu den Hausaufgaben!
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don ferrando,
Freitag, 21. Februar 2014, 20:51
Da bin ich anderer Auffassung; Arbeiterklasse gibt es nicht mehr.
Genaugenommen haben wir fast schon eine klassenlose Gesellschaft.
Genaugenommen haben wir fast schon eine klassenlose Gesellschaft.
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cut,
Freitag, 21. Februar 2014, 23:03
Die Klassentheorie scheint mir dagegen unverändert tragfähig. Vielleicht hilft hier die Unterscheidung der Klasse “an sich” und der Klasse “für sich” weiter. Die ökonomischen Bedingungen einer Klasse (also ihre Stellung im ökonomischen Gefüge der Gesellschaft) werden erst dann zu einer aktiven Komponente und machen Geschichte, wenn im menschlichen Bewusstsein die Lage (richtig oder falsch) erkannt wird.
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kreuzbube,
Samstag, 22. Februar 2014, 10:06
Der don ferrando hat nicht Unrecht. Die Beschäftigten bei BMW und Porsche stehen von ihren Einkommen und sozialen Absicherung her besser da als so mancher Freiberufler und Selbständige, insbesondere wenn man Lohnfortzahlungen in Krankheitsfall, Gratifikationen, bezahlten Urlaub, Möglichkeit zu Teilzeitarbeit, Mutterschutz, Elternzeit usw. berücksichtigt. Die frühere Klassenabgrenzungen lassen sich sich heute gar nicht mehr wie einst gewohnt vornehmen, zumindest nicht an den Einkünften festmachen.
Ein Maurer im 3. Lehrjahr verdient derzeit 1200.- EUR. Nun frage man mal zum Beispiel, als Gedankenspiel, die für eine überregionale Zeitung schreibenden Blogger, wie viele Beiträge sie dort abliefern müssen, bis sie das raus haben. Inklusive Krankenversicherungs- und Rentenversicherungsbeiträge raus haben.
Oder anders herum gefragt: Welches Klassenbewusstsein entwickelt einer, der bei AUDI gerade 8500.- EUR Jahresbonus eingestrichen hat?
Ein Maurer im 3. Lehrjahr verdient derzeit 1200.- EUR. Nun frage man mal zum Beispiel, als Gedankenspiel, die für eine überregionale Zeitung schreibenden Blogger, wie viele Beiträge sie dort abliefern müssen, bis sie das raus haben. Inklusive Krankenversicherungs- und Rentenversicherungsbeiträge raus haben.
Oder anders herum gefragt: Welches Klassenbewusstsein entwickelt einer, der bei AUDI gerade 8500.- EUR Jahresbonus eingestrichen hat?
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mark793,
Samstag, 22. Februar 2014, 10:57
Genaugenommen haben wir fast schon eine klassenlose Gesellschaft.
Dann sind also fast alle Ausbeutungsverhältnisse von Arbeitskraft ein Ding der Vergangenheit? Halleluja.
Dann sind also fast alle Ausbeutungsverhältnisse von Arbeitskraft ein Ding der Vergangenheit? Halleluja.
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cut,
Samstag, 22. Februar 2014, 12:40
Schaut man sich die Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel an, dürfte klarer werden, was hier mit Klasse gemeint ist. Es geht in den entwickelten kapitalistischen Gesellschaften auch nicht mehr nur um die Beseitigung existentieller Armut. Die umfassende menschliche Entwicklung ist das Ziel. Und die Herrschaft des Kapitals dabei das entscheidende Hemmnis.
Die objektive Stellung im Gefüge und das eigene Bewusstsein davon, dabei handelt es sich dann noch einmal um ganz andere Fragen.
Die objektive Stellung im Gefüge und das eigene Bewusstsein davon, dabei handelt es sich dann noch einmal um ganz andere Fragen.
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ilnonno,
Samstag, 22. Februar 2014, 12:50
@kreuzbube: den Jahresbonus bekommen Angehörige der Stammbelegschaft, der Rest nicht.
Für eine Zeit irgendwann Mitte der 80er Jahre würde ich Don Ferrando zustimmen. Dass sich seitdem dramatisch viel geändert hat, kann eigentlich niemandem entgangen sein.
Neulich habe ich einen Diplom-Ingenieur kennengelernt. Mitte fünfzig, seit dem Studium 25 Jahre lang aufgestiegen, wie das nicht ungewöhnlich war. Zuletzt angestellt bei einer Werft.
Danach ein Jahr arbeitslos, zu der Zeit noch immer bester Dinge (fast wie Don Ferrando), anschließend kam die Realität. Jobsuche in der erreichbaren Umgebung völlig aussichtlos, keine Chance auf irgendwelche finanzielle Unterstützung durch die Ämter, da Vermögen vorhanden (Einfamilienhaus), Vermittlung in die Leiharbeit durch das Arbeitsamt (das heute anders heißt, ich weiß). Angeboten werden Jobs für 1.200 bis 1.400 brutto, Einsatzorte wo immer die Verleiherfirma will. Immerhin kann ihm das Amt nicht mit der Kürzung von Leistungen drohen, weil er soweiso keine bekommt.
Nach der momentanen Situation geht das die nächsten 12 bis 15 Jahre so weiter, was sich anschließend natürlich auf die Altersversorgung auswirkt.
Die Firma, über die ich mit dem Mann in Kontakt kam, wurde übrigens vor zwei Jahren gegründet, um Reparaturarbeiten für einen Konzern auszuführen, die bisher durch feste Mitarbeiter erledigt wurden. Die Firma kann das sehr viel günstiger anbieten, weil sie a) nicht der Tarifbindung des Konzerns unterliegt und b) nicht im Traum daran denkt, feste Mitarbeiter einzustellen. Das sind alles Geliehene, die man zum Beispiel am 18. Dezember nach Hause schicken kann. Wer hat schon Lust, den Leihschafen Feiertage zu bezahlen.
Ich habe keine Ahnung, wie lange es dauert, bis solche Konstellationennicht mehr als "Jobwunder" gefeiert und ins Bewußtsein derer gelangen, die nicht direkt betroffen sind.
Für eine Zeit irgendwann Mitte der 80er Jahre würde ich Don Ferrando zustimmen. Dass sich seitdem dramatisch viel geändert hat, kann eigentlich niemandem entgangen sein.
Neulich habe ich einen Diplom-Ingenieur kennengelernt. Mitte fünfzig, seit dem Studium 25 Jahre lang aufgestiegen, wie das nicht ungewöhnlich war. Zuletzt angestellt bei einer Werft.
Danach ein Jahr arbeitslos, zu der Zeit noch immer bester Dinge (fast wie Don Ferrando), anschließend kam die Realität. Jobsuche in der erreichbaren Umgebung völlig aussichtlos, keine Chance auf irgendwelche finanzielle Unterstützung durch die Ämter, da Vermögen vorhanden (Einfamilienhaus), Vermittlung in die Leiharbeit durch das Arbeitsamt (das heute anders heißt, ich weiß). Angeboten werden Jobs für 1.200 bis 1.400 brutto, Einsatzorte wo immer die Verleiherfirma will. Immerhin kann ihm das Amt nicht mit der Kürzung von Leistungen drohen, weil er soweiso keine bekommt.
Nach der momentanen Situation geht das die nächsten 12 bis 15 Jahre so weiter, was sich anschließend natürlich auf die Altersversorgung auswirkt.
Die Firma, über die ich mit dem Mann in Kontakt kam, wurde übrigens vor zwei Jahren gegründet, um Reparaturarbeiten für einen Konzern auszuführen, die bisher durch feste Mitarbeiter erledigt wurden. Die Firma kann das sehr viel günstiger anbieten, weil sie a) nicht der Tarifbindung des Konzerns unterliegt und b) nicht im Traum daran denkt, feste Mitarbeiter einzustellen. Das sind alles Geliehene, die man zum Beispiel am 18. Dezember nach Hause schicken kann. Wer hat schon Lust, den Leihschafen Feiertage zu bezahlen.
Ich habe keine Ahnung, wie lange es dauert, bis solche Konstellationennicht mehr als "Jobwunder" gefeiert und ins Bewußtsein derer gelangen, die nicht direkt betroffen sind.
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kreuzbube,
Samstag, 22. Februar 2014, 13:16
"Ausbeutungsverhältnisse von Arbeitskraft"
"Neulich habe ich einen Diplom-Ingenieur kennengelernt."
Es ging hier um Klassenzugehörigkeit und Klassenbewusstsein.
Welcher Klasse gehört der besagte Ingenieur an und welcher fühlt er sich seinem Klassenbewusstsein nach zugehörig? Welcher Klasse gehört der selbstausbeutende Selbständige an und welches Klassenbewusstsein müsste er entwickeln?
Man kann den Strich aber einfach an der Zahl im Steuerbescheid ansetzen und die Klassen danach einteilen.
"Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel an, dürfte klarer werden, was hier mit Klasse gemeint ist"
Welcher Klasse gehören Arzt, Architekt, Steuerberater, Anwalt, Journalist, Autor, Psychotherapeut, Hebamme, Musiker, Maler, Sportler und alle anderen Dienstleister an? Sind die alle Arbeiterklasse?
"Neulich habe ich einen Diplom-Ingenieur kennengelernt."
Es ging hier um Klassenzugehörigkeit und Klassenbewusstsein.
Welcher Klasse gehört der besagte Ingenieur an und welcher fühlt er sich seinem Klassenbewusstsein nach zugehörig? Welcher Klasse gehört der selbstausbeutende Selbständige an und welches Klassenbewusstsein müsste er entwickeln?
Man kann den Strich aber einfach an der Zahl im Steuerbescheid ansetzen und die Klassen danach einteilen.
"Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel an, dürfte klarer werden, was hier mit Klasse gemeint ist"
Welcher Klasse gehören Arzt, Architekt, Steuerberater, Anwalt, Journalist, Autor, Psychotherapeut, Hebamme, Musiker, Maler, Sportler und alle anderen Dienstleister an? Sind die alle Arbeiterklasse?
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cut,
Samstag, 22. Februar 2014, 14:33
Wie immer im echten Leben, alles nicht so ganz eindeutig. ;-) Klasse wird ja sogar von Marx nicht immer nur rein ökonomisch beschrieben. Letztlich geht es aber um Arbeit und Kapital. Ja.
Die oben beschriebenen Verhältnisse lassen sich natürlich durchaus als Klassenkampf begreifen. Und die Protagonisten vertreten dabei jeweils unterschiedliche Interessen. Errungenschaften der Vergangenheit werden plattgemacht (Stichwort Agenda 2010), Lohnerhöhungen werden durchgesetzt (oder auch nicht), usw.
Das Klassenbewusstsein ist dabei eine andere Frage. Die objektive Stellung im Geschehen wird ja leider im menschlichen Verstand verwurstet. Dabei entsteht leicht Konfusion! ;-)
Die oben beschriebenen Verhältnisse lassen sich natürlich durchaus als Klassenkampf begreifen. Und die Protagonisten vertreten dabei jeweils unterschiedliche Interessen. Errungenschaften der Vergangenheit werden plattgemacht (Stichwort Agenda 2010), Lohnerhöhungen werden durchgesetzt (oder auch nicht), usw.
Das Klassenbewusstsein ist dabei eine andere Frage. Die objektive Stellung im Geschehen wird ja leider im menschlichen Verstand verwurstet. Dabei entsteht leicht Konfusion! ;-)
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ilnonno,
Samstag, 22. Februar 2014, 15:01
Entschuldigung, ich hatte mich zunächst nur mit der postulierten Nivellierung innerhalb der Gesellschaft beschäftigt.
Klar, was vor 100 Jahren Arbeiterklasse genannt wurde, ist heute alleine zahlenmäßig nicht mehr so relevant. Wie auch, wenn in hektargroßen Fabrikhallen noch zehn Leute unterwegs sind.
Aber warum so kompliziert und theoretisch: Warren Buffet hat einen Klassenkampf nicht ausgerufen, aber erkannt. Den seine Klasse gewinnt.
Jeder kann für sich überlegen, ob er zu Warren Buffets Klasse gehört oder nicht. Spielt es dabei eine Rolle, oder der Arzt oder Apotheker selbständig oder angestellt ist?
Die Familie Quandt hat in dem 8.500 Euro-Bonus-Jahr ca. 700 Millionen Dividende aus ihren BMW-Anteilen bekommen. Vor 30 Jahren hätten sie auf diese Dividende 56% Steuern bezahlt...
Klar, was vor 100 Jahren Arbeiterklasse genannt wurde, ist heute alleine zahlenmäßig nicht mehr so relevant. Wie auch, wenn in hektargroßen Fabrikhallen noch zehn Leute unterwegs sind.
Aber warum so kompliziert und theoretisch: Warren Buffet hat einen Klassenkampf nicht ausgerufen, aber erkannt. Den seine Klasse gewinnt.
Jeder kann für sich überlegen, ob er zu Warren Buffets Klasse gehört oder nicht. Spielt es dabei eine Rolle, oder der Arzt oder Apotheker selbständig oder angestellt ist?
Die Familie Quandt hat in dem 8.500 Euro-Bonus-Jahr ca. 700 Millionen Dividende aus ihren BMW-Anteilen bekommen. Vor 30 Jahren hätten sie auf diese Dividende 56% Steuern bezahlt...
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prieditis,
Samstag, 22. Februar 2014, 15:22
56% Steuern
... aber die Schmiergelder abgesetzt.
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ilnonno,
Samstag, 22. Februar 2014, 15:31
Gut angelegtes Geld. Heute wird der Bonus des Arbeiters höher besteuert (Grenzsteuersatz, was für ein schönes Wort) als die Dividende der Anteilseigner.
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kreuzbube,
Samstag, 22. Februar 2014, 19:02
ilnonno, wenn nun der Angehörige der Werksfeuerwehr bei Daimler so viel verdient wie der angestellte Apotheker (oder mehr), dann ... sind beide Angehörige der Arbeiterklasse, weil sie viel weniger verdienen als Warren Buffet.
Diese ganzen Vokalen aus dem 19. Jahrhundert passen zunehmend weniger in eine sich rasant verändernde Welt. Was bleibt, ist, dass es Reiche und Arme gibt. Früher war der Bauer arm, heute hat er zwei, drei Windkraftanlagen auf seinen Äckern stehen und kassiert vom Betreiber für jede 25.000.- EUR im Jahr.
Über welche Produktionsmittel hat Mark Zuckerberg geherrscht, als er Facebook erfand? Welche Herrschaft über Produktionsmittel hatte Jan Koum, als er WhatsApp programmierte, um seine kleine Klitsche nun für 19 Milliarden zu verticken?
In 100 Jahren hat jeder zu Hause einen 3-D Drucker stehen, der jeden beliebigen Alltagsgegenstand auf Wunsch vor Ort und sofort herstellt. Da hat es sich dann mit Produktionsmitteln in den Händen weniger weitestgehend, weil alles dezentral in kleinsten Einheiten produziert wird. (Wenn der Urenkel für die Sonntagsausfahrt ein blaues Colnago braucht, macht er sich das selbst). Konnte der Marx sich natürlich nicht träumen lassen... und noch ein- oder zweihundert Jahr später wird nicht einmal der Begriff "Mensch" das Gleiche kennzeichnen, was es heute bedeutet.
Diese ganzen Vokalen aus dem 19. Jahrhundert passen zunehmend weniger in eine sich rasant verändernde Welt. Was bleibt, ist, dass es Reiche und Arme gibt. Früher war der Bauer arm, heute hat er zwei, drei Windkraftanlagen auf seinen Äckern stehen und kassiert vom Betreiber für jede 25.000.- EUR im Jahr.
Über welche Produktionsmittel hat Mark Zuckerberg geherrscht, als er Facebook erfand? Welche Herrschaft über Produktionsmittel hatte Jan Koum, als er WhatsApp programmierte, um seine kleine Klitsche nun für 19 Milliarden zu verticken?
In 100 Jahren hat jeder zu Hause einen 3-D Drucker stehen, der jeden beliebigen Alltagsgegenstand auf Wunsch vor Ort und sofort herstellt. Da hat es sich dann mit Produktionsmitteln in den Händen weniger weitestgehend, weil alles dezentral in kleinsten Einheiten produziert wird. (Wenn der Urenkel für die Sonntagsausfahrt ein blaues Colnago braucht, macht er sich das selbst). Konnte der Marx sich natürlich nicht träumen lassen... und noch ein- oder zweihundert Jahr später wird nicht einmal der Begriff "Mensch" das Gleiche kennzeichnen, was es heute bedeutet.
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cut,
Samstag, 22. Februar 2014, 19:47
Ich will hier nicht einmal widersprechen. Die Entwicklung de Produktivkraft der Arbeit ist ein ganz entscheidenden Faktor. Die bestehenden Produktionsverhältnisse können deren Entwicklung allerdings hemmen. Sprich: Auch die Gesellschaft müsste sich ändern. Wohin, in welche Richtung, steht in den Sternen. Die Linke geht ja leider weltweit eher am Stock. Aber wenn wir in 100 Jahren den 3-D-Sozialismus haben, würde ich das sehr begrüßen. Wenn es schneller geht, würde ich es sogar noch mehr begrüßen!
"Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um.“ (Karl Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie)
"Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um.“ (Karl Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie)
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ilnonno,
Samstag, 22. Februar 2014, 23:08
kreuzbube, es wäre ja schön, konkreten Widerspruch zu ernten, statt weiterdrehenden Argumenten hinterherzulaufen, die in alle Himmelsrichtungen auseinandergehen.
Mit dem Begriff Arbeiterklasse habe ich übrigens gar nichts am Hut, um es noch deutlicher als oben zu sagen. Arbeit ist für mich, dafür zu sorgen, dass alle blöden Heizungen so funktionieren, wie sie sollen und dass auf den noch blöderen Gehwegen kein Schnee liegt. Das könnte ich von jemand anderem erledigen lassen, will ich aber nicht.
Also: die seit Jahren weniger werdende Stammbelegschaft von BMW bekommt einen Bonus (8.500 Euro, liebe Güte), die steigende Anzahl an Leihpersonal kriegt nichts. Ja oder nein?
Ist das einer - Zitat - "sich rasant verändernden Welt" geschuldet oder wird hier Welt verändert? Zu Lasten der Leute, die von nichts als ihrer Arbeit leben, zu Gunsten der Leute, die von ihrem Vermögen leben? Ja oder nein?
Die Arbeitseinkommen werden mittlerweile höher besteuert als die Kapitaleinkommen der Anteilseigner. Hat sich da wieder diese wundersame "Welt" rasant verändert oder hat das jemand gemacht? Ja oder nein?
Ich hätte an der Stelle ja nicht das 3D-Drucker-Ausweichargument erwartet, sondern eher den weißen Schimmel (den ich heute den ganzen Tag in den Nachrichtenseiten sehe) von der weltweiten Wettbewerbsfähigkeit.
Der 3D-Drucker gefällt mir aber genauso gut. Die Leute ächzen, wenn sie neue Tintenpatronen für ihren 49-Euro-Drucker kaufen müssen, da ist das Auto aus dem 3D-Drucker sicher die Erlösung.
Interessant finde ich den Vergleich des angestellten Feuerwehrmannes mit dem angestellten Apotheker. Spannender ist doch, dass der angestellte Apotheker oft mehr verdient als sein freiberuflicher Chef. Ist das wieder einem rasanten Wandel geschuldet, oder hat das womöglich jemand so gewollt?
Wer kann sich Einfluß auf die Gesetzgebung kaufen? Sie oder Herr Buffet?
Was Produktionsmittel betrifft: für mich sieht das so aus, dass die 1%, die u.a. Herr Buffet vertritt (und die eher 0,0001% sind) größtmöglichen Abstand zu den Produktionsmitteln halten. So wie heute auch niemand mehr wirklich Sklaven halten will, weil das alles mit viel zu viel Aufwand verbunden ist.
Vielmehr sieht es so aus, als käme es darauf an, den als "rasant" und unvermeidbar empfundenen Wandel zu eigenen Gunsten beeinflussen zu können. Oder eben nicht.
btw: für mich sieht der Whatsapp-Deal so aus, als hätte der Gründungsinvestor (der bei Käufer und Verkäufer der gleiche ist) zu Lasten der Aktionärsschafe 19 Milliarden aus den Firmen gezogen.
Mit dem Begriff Arbeiterklasse habe ich übrigens gar nichts am Hut, um es noch deutlicher als oben zu sagen. Arbeit ist für mich, dafür zu sorgen, dass alle blöden Heizungen so funktionieren, wie sie sollen und dass auf den noch blöderen Gehwegen kein Schnee liegt. Das könnte ich von jemand anderem erledigen lassen, will ich aber nicht.
Also: die seit Jahren weniger werdende Stammbelegschaft von BMW bekommt einen Bonus (8.500 Euro, liebe Güte), die steigende Anzahl an Leihpersonal kriegt nichts. Ja oder nein?
Ist das einer - Zitat - "sich rasant verändernden Welt" geschuldet oder wird hier Welt verändert? Zu Lasten der Leute, die von nichts als ihrer Arbeit leben, zu Gunsten der Leute, die von ihrem Vermögen leben? Ja oder nein?
Die Arbeitseinkommen werden mittlerweile höher besteuert als die Kapitaleinkommen der Anteilseigner. Hat sich da wieder diese wundersame "Welt" rasant verändert oder hat das jemand gemacht? Ja oder nein?
Ich hätte an der Stelle ja nicht das 3D-Drucker-Ausweichargument erwartet, sondern eher den weißen Schimmel (den ich heute den ganzen Tag in den Nachrichtenseiten sehe) von der weltweiten Wettbewerbsfähigkeit.
Der 3D-Drucker gefällt mir aber genauso gut. Die Leute ächzen, wenn sie neue Tintenpatronen für ihren 49-Euro-Drucker kaufen müssen, da ist das Auto aus dem 3D-Drucker sicher die Erlösung.
Interessant finde ich den Vergleich des angestellten Feuerwehrmannes mit dem angestellten Apotheker. Spannender ist doch, dass der angestellte Apotheker oft mehr verdient als sein freiberuflicher Chef. Ist das wieder einem rasanten Wandel geschuldet, oder hat das womöglich jemand so gewollt?
Wer kann sich Einfluß auf die Gesetzgebung kaufen? Sie oder Herr Buffet?
Was Produktionsmittel betrifft: für mich sieht das so aus, dass die 1%, die u.a. Herr Buffet vertritt (und die eher 0,0001% sind) größtmöglichen Abstand zu den Produktionsmitteln halten. So wie heute auch niemand mehr wirklich Sklaven halten will, weil das alles mit viel zu viel Aufwand verbunden ist.
Vielmehr sieht es so aus, als käme es darauf an, den als "rasant" und unvermeidbar empfundenen Wandel zu eigenen Gunsten beeinflussen zu können. Oder eben nicht.
btw: für mich sieht der Whatsapp-Deal so aus, als hätte der Gründungsinvestor (der bei Käufer und Verkäufer der gleiche ist) zu Lasten der Aktionärsschafe 19 Milliarden aus den Firmen gezogen.
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kreuzbube,
Montag, 24. Februar 2014, 10:02
Ausgangspunkt war:
"politische und soziale Massenbewegung der Arbeiterklasse"
Daraufhin don ferrando: "Arbeiterklasse gibt's nicht mehr"
Es dreht sich mithin um Definitionen. Von mir genannte Beispiele dienten nur der Verdeutlichung, dass sich m.E. keine feste Abgrenzung homogener sozialer Gruppen mehr vornehmen lässt. (Obwohl man wohl in den Grundzügen noch bei Marx wäre, wenn man jeden als Proletarier betrachtet, der seine eigene Arbeitskraft verkauft). Es gibt vielleicht keine Arbeiterklasse mehr, zumindest nicht als Massenbewegung, aber Menschen, deren Lebenssituation ähnlich ist.
Weil die alten Begrifflichkeiten auch schlaueren Leute als mir nicht mehr passend erscheinen, operiert man zunehmend mit dem Begriff Prekariat, (Merkmale: Geringe Arbeitsplatzsicherheit,
mangelnder Einfluss auf die Arbeitssituation, ausbleibende betriebliche Integration, fehlender Schutz durch sozial- und arbeitsrechtliche Normen, schwierige Existenzsicherung infolge eines niedrigen Einkommensniveaus). Damit umfasst man neben den Leiharbeiter auch den Freiberufler und Gewerbetreibenden, dessen wirtschaftliche Situation durchaus, nun - prekär- sein kann, ohne dass er per se Angehöriger einer Arbeiterklasse wäre.
"politische und soziale Massenbewegung der Arbeiterklasse"
Daraufhin don ferrando: "Arbeiterklasse gibt's nicht mehr"
Es dreht sich mithin um Definitionen. Von mir genannte Beispiele dienten nur der Verdeutlichung, dass sich m.E. keine feste Abgrenzung homogener sozialer Gruppen mehr vornehmen lässt. (Obwohl man wohl in den Grundzügen noch bei Marx wäre, wenn man jeden als Proletarier betrachtet, der seine eigene Arbeitskraft verkauft). Es gibt vielleicht keine Arbeiterklasse mehr, zumindest nicht als Massenbewegung, aber Menschen, deren Lebenssituation ähnlich ist.
Weil die alten Begrifflichkeiten auch schlaueren Leute als mir nicht mehr passend erscheinen, operiert man zunehmend mit dem Begriff Prekariat, (Merkmale: Geringe Arbeitsplatzsicherheit,
mangelnder Einfluss auf die Arbeitssituation, ausbleibende betriebliche Integration, fehlender Schutz durch sozial- und arbeitsrechtliche Normen, schwierige Existenzsicherung infolge eines niedrigen Einkommensniveaus). Damit umfasst man neben den Leiharbeiter auch den Freiberufler und Gewerbetreibenden, dessen wirtschaftliche Situation durchaus, nun - prekär- sein kann, ohne dass er per se Angehöriger einer Arbeiterklasse wäre.
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cut,
Montag, 24. Februar 2014, 13:21
... nicht als Massenbewegung ...
Das ist der entscheidende Punkt. Ohne Massenbewegung keine Revolution. Nicht einmal Sitze im Parlament. Da gilt es anzusetzten. Aber was tun?
Das ist der entscheidende Punkt. Ohne Massenbewegung keine Revolution. Nicht einmal Sitze im Parlament. Da gilt es anzusetzten. Aber was tun?
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don ferrando,
Montag, 24. Februar 2014, 13:26
Eine Massenbewegung wird es wegen der allzu unterschiedlichen Interessenlagen nicht geben.
Das vom kreuzbuben beschriebene Prekariat ist eben nicht so homogen, wie die vielleicht ehemals bestehende Arbeiterklasse.
Es fehlt ein subjektives Element.
Das vom kreuzbuben beschriebene Prekariat ist eben nicht so homogen, wie die vielleicht ehemals bestehende Arbeiterklasse.
Es fehlt ein subjektives Element.
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cut,
Montag, 24. Februar 2014, 14:29
Stimmt schon. Unmöglich ist es in meinen Augen dennoch nicht. Aber die hiesige Linke, wenn es so etwas überhaupt noch gibt, ist ja leider in einem desolaten Zustand.
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don ferrando,
Montag, 24. Februar 2014, 14:33
Nun, es betrifft ja nicht nur die Linke und die ehemalige Arbeiterklasse.
Auch das Bürgertum oder die Reste davon sind in einem bedauernswerten Zustand. Eine vernünftige politische Vertretung gibt es gar nicht mehr.
Die RTL'isierung der Gesellschaft ist schon zu weit fortgeschritten.
Auch das Bürgertum oder die Reste davon sind in einem bedauernswerten Zustand. Eine vernünftige politische Vertretung gibt es gar nicht mehr.
Die RTL'isierung der Gesellschaft ist schon zu weit fortgeschritten.
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cut,
Montag, 24. Februar 2014, 23:44
@RTL-Gesellschaft
Das schlechte Programm Anno Domini 2014 wundert mich gar nicht. Sozialismus oder Barbarei!
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