Mittwoch, 7. Juni 2006
Warum ich Marxist geblieben bin
cut, 18:29h
(...) "Wenden wir uns, so kurz es geht, den objektiven Gründen zu, weshalb ich Marxist geblieben bin. Mit der Auflösung der mittelalterlichen Ständeordnung, insbesondere seit der französischen Revolution, ist dem einzelnen Individuum jene subjektive Freiheit zugestanden worden, durch die das reine, unverschleierte Sichherausstellen der subjektiven Verhaltensformen den Blick frei machte für den Prozeß des dialektischen Umschlagens der vielfältigen individuellen Handlungen und deren gegenseitigen Beeinflussungen in den objektiven gesellschaftlichen Prozeß, wie er sich in seiner Allgemeinheit über die Köpfe der einzelnen Individuen hinweg durchsetzt. Wir haben es hierbei mit einer Art grundsätzlicher Gesetzmäßigkeit (nicht "Naturgesetzlichkeit", wie oft unterstellt) zu tun, deren Wesen sich so recht darin zu erkennen gibt, daß der so zustande gekommene objektive gesellschaftliche Prozeß seinerseits zur Grundlage dessen wird, in welcher Weise sich die einzelnen Individuen "frei" entscheiden und handeln. Das auf dieser Grundlage des ständigen Umschlagens des individuellen Handelns der vielen Subjekte in den objektiven Prozeß und umgekehrt des Umschlagens dieses objektiven Prozesses - der als "Umstände" erlebt wird - in das subjektive Denken und Handeln sich aufbauende System bildet den Historischen Materialismus." (...)
Leo Kofler, 1988
Leo Kofler, 1988
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