Mittwoch, 4. Juli 2007
Leo Kofler - Eine Kurzbiografie
cut, 12:42h
1996 wurde in Bochum die Leo Kofler Gesellschaft gegründet. Als Student an der Ruhr-Universität Bochum hatte ich zuvor das Glück, die letzten Jahre der aktiven Lehrtätigkeit Koflers noch selbst zu erleben. Seinem Wirken verdanke ich die anregendsten und nachhaltigsten Anstöße meiner Studienzeit. Der folgende kleine Text möchte Kofler kurz vorstellen. Es handelt sich dabei um die Kurzbiografie, die auch auf den Seiten der Leo-Kofler-Gesellschaft (www.leo-kofler.de) zu finden ist. Soeben erschienen ist zudem die politische Biografie von Christoph Jünke: "Sozialistisches Strandgut, Leo Kofler - Leben und Werk, 1907-1995".
Leo Kofler - Eine Kurzbiografie
Leo Kofler (1907-1995) zählt neben dem Marburger Politologen Wolfgang Abendroth und den Frankfurter kritischen Theoretikern Max Horkheimer und Theodor W. Adorno zu den wenigen bekannten marxistischen Wissenschaftlern in der Bundesrepublik Deutschland. Ihn zeichnet eine eigenständige Interpretation des Marxismus aus, die Soziologie, Geschichte, Ästhetik und Anthropologie miteinander verbindet. Auf der ersten Tagung der Leo-Kofler-Gesellschaft charakterisierte Frank Deppe ihn 1998 unter Rückgriff auf Eric Hobsbawms Geschichte des 20. Jahrhunderts in Hinsicht auf seine wechselhafte Biographie als "einen der Repräsentanten des Zeitalters der Katatstrophen".
1907: Am 26.April wird Leo Kofler als erstes von zwei Kindern des assimilierten jüdischen Grundbesitzers Markus Kofler und seiner Frau Mindel im österreich-ungarischen Ostgalizien geboren.
1915/16: Kriegsbedingte Flucht der Familie nach Wien.
Bis 1927: Besuch von Volks-, Bürger- und Handelsschule.
1927: Kofler arbeitet bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 als Angestellter und wird danach arbeitslos. Tritt 1927 in die Sozialistische Angestelltenjugend ein und betätigt sich bald als Referent der sozialistischen Wiener Bildungszentrale.
1930er: In der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) engagiert er sich anfangs der 30er auf dem linken Flügel und zieht sich nach der Zerschlagung der österreichischen Demokratie 1933/34 auf das wissenschaftliche Studium bei Max Adler zurück.
Juli 1938: Nach dem Anschluß Österreichs an das faschistische Deutschland Flucht in die Schweiz. Internierung in einem Emigrantenlager in Basel.
1940-1944: Arbeitsdienst und Fortführung der theoretischen Studien. Studiert intensiv und mit nachhaltigem Einfluß die Schriften von Georg Lukács. Veröffentlicht 1944 unter dem Pseudonym Stanislaw Warynski "Die Wissenschaft von der Gesellschaft - Zur Methodenlehre einer dialektischen Soziologie". Ein Großteil seiner Familie kommt im Holocaust um, seine Eltern werden 1942 erschossen.
1944-1947: Nach Befreiung vom Arbeitsdienst Arbeit an "Zur Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft - Versuch einer verstehenden Deutung der Neuzeit", die 1948 in Ostdeutschland erscheinen wird.
September 1947: Übersiedlung in die "Sowjetisch Besetzte Zone Deutschlands". Aufnahme einer Lehrtätigkeit an der Universität Halle. 1948 Habilitation und Professur für Mittlere und Neuere Geschichte.
Ab 1949: Im Zuge der Stalinisierung von SED und DDR gerät Kofler mit seinem antibürokratischen Marxismusverständnis ins Kreuzfeuer der Parteiinstanzen. Nach öffentlicher Kritik wird er Anfang 1950 beurlaubt. Im Frühjahr verläßt er demonstrativ die SED und wird zum "ideologischen Schädling", zum "Trotzkisten" erklärt. Arbeit an "Geschichte und Dialektik", einer theoretischen Kritik des bürokratisch-mechanistischen Marxismusverständnisses, die 1955 in Westdeutschland erscheinen wird.
Ende 1950: Nach Berufsverbot und Verhaftungsdrohungen flieht er mit seiner zukünftigen Frau Ursula Wieck über Westberlin nach Köln.
Ab 1951: Tätigkeit als wissenschaftlicher Autor und Volkshochschuldozent. Engagiert sich in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit, ab 1953 unter anderem als Dozent an der (gewerkschaftlichen) Sozialakademie in Dortmund. Vortragsreisen zu Ortsgruppen des "Sozialistischen deutschen Studentenbundes" (SDS) und der "Naturfreunde-Jugend". Schreibt insbesondere in der linkssozialistischen Presse.
1951/52: Es erscheinen mehrere Schriften zur marxistischen Kritik am Stalinismus, teilweise unter dem Pseudonym Jules Dévérité (insbesondere "Marxistischer oder stalinistischer Marxismus" und "Das Wesen und die Rolle der stalinistischen Bürokratie").
1954/55: Kritik an Verbürgerlichungstendenzen der westdeutschen Sozialdemokratie, etwa in "Marxistischer oder ethischer Sozialismus". Als Ergebnis der gewerkschaftlichen und sozialistischen Bildungsarbeit erscheint eine Reihe von Schulungsheften zur Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft und zu Koflers Konzeption eines sozialistischen Humanismus.
Ab 1955: Langjährige Mitarbeit an der in Hamburg erscheinenden "Anderen Zeitung". Zusammenarbeit mit dem einflußreichen Gewerkschaftslinken Viktor Agartz und Mitarbeit an dessen "WISO - Korrespondenz für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften". Intensivierung der Vortragstätigkeit beim Frankfurter SDS.
1960: Soziologische Analyse der spätbürgerlichen Klassengesellschaft in "Staat, Gesellschaft und Elite zwischen Humanismus und Nihilismus".
60er Jahre: Erweiterung seiner thematischen Beschäftigung auf Fragen der Literaturtheorie (Zur Theorie der modernen Literatur, 1962), zunehmende Kritik am "Marxo-Nihilismus" der Frankfurter Schule um Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas, sowie zusammenfassende Darstellungen seiner soziologischen Kritik der vermeintlich nivellierten Mittelstandsgesellschaft (Der proletarische Bürger, 1964), seiner sozialphilosophischen Kritik spätbürgerlicher Herrschaftsideologie (Der asketische Eros - Industriekultur und Ideologie, 1967) und seiner politischen Visionen (Perspektiven des revolutionären Humanismus, 1968).
Nach 1968: Dozent an der Kölner Kunstakademie. Wiederentdeckung der Koflerschen Frühschriften in Form von Raubdrucken durch die Studierendenbewegung. Fortführung der literaturtheoretischen Analysen in "Abstrakte Kunst und absurde Literatur", 1970, sowie der Kritik spätbürgerlicher Herrschaftsideologie in "Technologische Rationalität im Spätkapitalismus", 1971.
1972: Beginn der bis 1991 andauernden Lehrtätigkeit an der Ruhr-Universität Bochum. Zum 65.Geburtstag wird Kofler in Anerkennung seiner schriftstellerischen Verdienste das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien, eine Art Ehrenbürgerschaft, verliehen. Außerdem erscheint die Aufsatzsammlung "Zur Dialektik der Kultur".
1973: In "Aggression und Gewissen - Grundlegung einer anthropologischen Erkenntnistheorie" entfaltet er seinen Versuch Marxismus und Anthropologie zusammenzudenken.
Ab 1975: 1975 erscheint "Soziologie des Ideologischen", 1977 "Haut den Lukács - Realismus und Subjektivismus", eine Auseinandersetzung mit Herbert Marcuses Ästhetik. 1980 erscheint die von Ernst Bloch u.a. herausgegebene Festschrift für Kofler: "Marxismus und Anthropologie", in der sich u.a. Helmut Fleischer, Wolfgang Fritz Haug, Agnes Heller, Ernest Mandel, György Márkus und Adam Schaff mit Aspekten des Koflerschen Werkes auseinandersetzen. 1981 erscheint der Aufsatzband "Geistiger Verfall und progressive Elite - Sozialphilosophische Studien".
Erste Hälfte der 80er Jahre: Kleinere Gelegenheitsschriften zu anthropologischen Fragen (Der Alltag zwischen Eros und Entfremdung - Perspektiven zu einer Wissenschaft vom Alltag, sowie Eros, Ästhetik und Politik - Thesen zum Menschenbild bei Marx), zur Kritik der Grün-Alternativen (Kritik der Alternativen) und zum Neokonservatismus (Der Konservatismus zwischen Dekadenz und Reaktion).
Zweite Hälfte der 80er Jahre: Kritik des aufkommenden neoliberalen (von Kofler noch manchesterliberal genannten) Sozialdarwinismus und zunehmende Parteinahme für die Sowjetunion im Wettkampf der Systeme. Kofler sieht in Gorbatschow die große Hoffnung auf einen Neuanfang der sozialistischen Bewegung (Aufbruch in der Sowjetunion?, 1986). 1987 erscheint der autobiographische Gesprächsband "Die Kritik ist der Kopf der Leidenschaft - Aus dem Leben eines marxistischen Grenzgängers" und 1991 die Festschrift "Die versteinerten Verhältnisse zum Tanzen bringen", in der Ursula Beer, Detlev Claussen, Diedrich Diederichsen, Frank Deppe, Frigga und Wolfgang Fritz Haug, Kornelia Hauser, Joachim Hirsch, Sabine Kebir, Reinhard Kühnl, Ernest Mandel, Jakob Moneta, Oskar Negt, Ursula Schmiederer, Siegfried Tornow und Winfried Wolf Beiträge zur zeitgenössischen marxistischen Theorie veröffentlichen.
1990: Auf Gastvortragsreise nach Halle, Leipzig und Berlin, in die Noch-DDR, erneuert er seine Kritik an der Raubtierideologie des westlichen Kapitalismus.
Sommer 1991: Kofler erleidet einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholt. 1992 erscheint die erstmals vollständige Neuauflage von "Zur Geschichte der Bürgerlichen Gesellschaft".
29. Juli 1995: Leo Kofler stirbt nach langer Krankheit und wird in Köln beigesetzt.
1996: Gründung der Leo-Kofler-Gesellschaft e.V. in Bochum.
Leo Kofler - Eine Kurzbiografie
Leo Kofler (1907-1995) zählt neben dem Marburger Politologen Wolfgang Abendroth und den Frankfurter kritischen Theoretikern Max Horkheimer und Theodor W. Adorno zu den wenigen bekannten marxistischen Wissenschaftlern in der Bundesrepublik Deutschland. Ihn zeichnet eine eigenständige Interpretation des Marxismus aus, die Soziologie, Geschichte, Ästhetik und Anthropologie miteinander verbindet. Auf der ersten Tagung der Leo-Kofler-Gesellschaft charakterisierte Frank Deppe ihn 1998 unter Rückgriff auf Eric Hobsbawms Geschichte des 20. Jahrhunderts in Hinsicht auf seine wechselhafte Biographie als "einen der Repräsentanten des Zeitalters der Katatstrophen".
1907: Am 26.April wird Leo Kofler als erstes von zwei Kindern des assimilierten jüdischen Grundbesitzers Markus Kofler und seiner Frau Mindel im österreich-ungarischen Ostgalizien geboren.
1915/16: Kriegsbedingte Flucht der Familie nach Wien.
Bis 1927: Besuch von Volks-, Bürger- und Handelsschule.
1927: Kofler arbeitet bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 als Angestellter und wird danach arbeitslos. Tritt 1927 in die Sozialistische Angestelltenjugend ein und betätigt sich bald als Referent der sozialistischen Wiener Bildungszentrale.
1930er: In der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) engagiert er sich anfangs der 30er auf dem linken Flügel und zieht sich nach der Zerschlagung der österreichischen Demokratie 1933/34 auf das wissenschaftliche Studium bei Max Adler zurück.
Juli 1938: Nach dem Anschluß Österreichs an das faschistische Deutschland Flucht in die Schweiz. Internierung in einem Emigrantenlager in Basel.
1940-1944: Arbeitsdienst und Fortführung der theoretischen Studien. Studiert intensiv und mit nachhaltigem Einfluß die Schriften von Georg Lukács. Veröffentlicht 1944 unter dem Pseudonym Stanislaw Warynski "Die Wissenschaft von der Gesellschaft - Zur Methodenlehre einer dialektischen Soziologie". Ein Großteil seiner Familie kommt im Holocaust um, seine Eltern werden 1942 erschossen.
1944-1947: Nach Befreiung vom Arbeitsdienst Arbeit an "Zur Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft - Versuch einer verstehenden Deutung der Neuzeit", die 1948 in Ostdeutschland erscheinen wird.
September 1947: Übersiedlung in die "Sowjetisch Besetzte Zone Deutschlands". Aufnahme einer Lehrtätigkeit an der Universität Halle. 1948 Habilitation und Professur für Mittlere und Neuere Geschichte.
Ab 1949: Im Zuge der Stalinisierung von SED und DDR gerät Kofler mit seinem antibürokratischen Marxismusverständnis ins Kreuzfeuer der Parteiinstanzen. Nach öffentlicher Kritik wird er Anfang 1950 beurlaubt. Im Frühjahr verläßt er demonstrativ die SED und wird zum "ideologischen Schädling", zum "Trotzkisten" erklärt. Arbeit an "Geschichte und Dialektik", einer theoretischen Kritik des bürokratisch-mechanistischen Marxismusverständnisses, die 1955 in Westdeutschland erscheinen wird.
Ende 1950: Nach Berufsverbot und Verhaftungsdrohungen flieht er mit seiner zukünftigen Frau Ursula Wieck über Westberlin nach Köln.
Ab 1951: Tätigkeit als wissenschaftlicher Autor und Volkshochschuldozent. Engagiert sich in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit, ab 1953 unter anderem als Dozent an der (gewerkschaftlichen) Sozialakademie in Dortmund. Vortragsreisen zu Ortsgruppen des "Sozialistischen deutschen Studentenbundes" (SDS) und der "Naturfreunde-Jugend". Schreibt insbesondere in der linkssozialistischen Presse.
1951/52: Es erscheinen mehrere Schriften zur marxistischen Kritik am Stalinismus, teilweise unter dem Pseudonym Jules Dévérité (insbesondere "Marxistischer oder stalinistischer Marxismus" und "Das Wesen und die Rolle der stalinistischen Bürokratie").
1954/55: Kritik an Verbürgerlichungstendenzen der westdeutschen Sozialdemokratie, etwa in "Marxistischer oder ethischer Sozialismus". Als Ergebnis der gewerkschaftlichen und sozialistischen Bildungsarbeit erscheint eine Reihe von Schulungsheften zur Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft und zu Koflers Konzeption eines sozialistischen Humanismus.
Ab 1955: Langjährige Mitarbeit an der in Hamburg erscheinenden "Anderen Zeitung". Zusammenarbeit mit dem einflußreichen Gewerkschaftslinken Viktor Agartz und Mitarbeit an dessen "WISO - Korrespondenz für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften". Intensivierung der Vortragstätigkeit beim Frankfurter SDS.
1960: Soziologische Analyse der spätbürgerlichen Klassengesellschaft in "Staat, Gesellschaft und Elite zwischen Humanismus und Nihilismus".
60er Jahre: Erweiterung seiner thematischen Beschäftigung auf Fragen der Literaturtheorie (Zur Theorie der modernen Literatur, 1962), zunehmende Kritik am "Marxo-Nihilismus" der Frankfurter Schule um Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas, sowie zusammenfassende Darstellungen seiner soziologischen Kritik der vermeintlich nivellierten Mittelstandsgesellschaft (Der proletarische Bürger, 1964), seiner sozialphilosophischen Kritik spätbürgerlicher Herrschaftsideologie (Der asketische Eros - Industriekultur und Ideologie, 1967) und seiner politischen Visionen (Perspektiven des revolutionären Humanismus, 1968).
Nach 1968: Dozent an der Kölner Kunstakademie. Wiederentdeckung der Koflerschen Frühschriften in Form von Raubdrucken durch die Studierendenbewegung. Fortführung der literaturtheoretischen Analysen in "Abstrakte Kunst und absurde Literatur", 1970, sowie der Kritik spätbürgerlicher Herrschaftsideologie in "Technologische Rationalität im Spätkapitalismus", 1971.
1972: Beginn der bis 1991 andauernden Lehrtätigkeit an der Ruhr-Universität Bochum. Zum 65.Geburtstag wird Kofler in Anerkennung seiner schriftstellerischen Verdienste das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien, eine Art Ehrenbürgerschaft, verliehen. Außerdem erscheint die Aufsatzsammlung "Zur Dialektik der Kultur".
1973: In "Aggression und Gewissen - Grundlegung einer anthropologischen Erkenntnistheorie" entfaltet er seinen Versuch Marxismus und Anthropologie zusammenzudenken.
Ab 1975: 1975 erscheint "Soziologie des Ideologischen", 1977 "Haut den Lukács - Realismus und Subjektivismus", eine Auseinandersetzung mit Herbert Marcuses Ästhetik. 1980 erscheint die von Ernst Bloch u.a. herausgegebene Festschrift für Kofler: "Marxismus und Anthropologie", in der sich u.a. Helmut Fleischer, Wolfgang Fritz Haug, Agnes Heller, Ernest Mandel, György Márkus und Adam Schaff mit Aspekten des Koflerschen Werkes auseinandersetzen. 1981 erscheint der Aufsatzband "Geistiger Verfall und progressive Elite - Sozialphilosophische Studien".
Erste Hälfte der 80er Jahre: Kleinere Gelegenheitsschriften zu anthropologischen Fragen (Der Alltag zwischen Eros und Entfremdung - Perspektiven zu einer Wissenschaft vom Alltag, sowie Eros, Ästhetik und Politik - Thesen zum Menschenbild bei Marx), zur Kritik der Grün-Alternativen (Kritik der Alternativen) und zum Neokonservatismus (Der Konservatismus zwischen Dekadenz und Reaktion).
Zweite Hälfte der 80er Jahre: Kritik des aufkommenden neoliberalen (von Kofler noch manchesterliberal genannten) Sozialdarwinismus und zunehmende Parteinahme für die Sowjetunion im Wettkampf der Systeme. Kofler sieht in Gorbatschow die große Hoffnung auf einen Neuanfang der sozialistischen Bewegung (Aufbruch in der Sowjetunion?, 1986). 1987 erscheint der autobiographische Gesprächsband "Die Kritik ist der Kopf der Leidenschaft - Aus dem Leben eines marxistischen Grenzgängers" und 1991 die Festschrift "Die versteinerten Verhältnisse zum Tanzen bringen", in der Ursula Beer, Detlev Claussen, Diedrich Diederichsen, Frank Deppe, Frigga und Wolfgang Fritz Haug, Kornelia Hauser, Joachim Hirsch, Sabine Kebir, Reinhard Kühnl, Ernest Mandel, Jakob Moneta, Oskar Negt, Ursula Schmiederer, Siegfried Tornow und Winfried Wolf Beiträge zur zeitgenössischen marxistischen Theorie veröffentlichen.
1990: Auf Gastvortragsreise nach Halle, Leipzig und Berlin, in die Noch-DDR, erneuert er seine Kritik an der Raubtierideologie des westlichen Kapitalismus.
Sommer 1991: Kofler erleidet einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholt. 1992 erscheint die erstmals vollständige Neuauflage von "Zur Geschichte der Bürgerlichen Gesellschaft".
29. Juli 1995: Leo Kofler stirbt nach langer Krankheit und wird in Köln beigesetzt.
1996: Gründung der Leo-Kofler-Gesellschaft e.V. in Bochum.
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